Integrierte Berichterstattung
Integrierte Berichterstattung
zur Kinder- und Jugendhilfe im Saarland
zur Kinder- und Jugendhilfe im Saarland

Der Einfluss von Demografie und Sozialstruktur auf die Kinder- und Jugendhilfe

Demografische und sozialstrukturelle Faktoren bilden den Rahmen, in dem die Kinder- und Jugendhilfe arbeitet. Ihre Aufgabe ist es neben dem Bestand an Angeboten auch den Bedarf an Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe festzustellen, um diesen ausreichend und rechtzeitig zu befriedigen (§ 80 SGB VIII). Im Bereich der Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen ist die Bedeutung der Bevölkerungsentwicklung womöglich am deutlichsten. Doch auch in den anderen Leistungsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine Beobachtung von Demografie und Sozialstruktur von besonderer Bedeutung. Eine verstärkte Zu- oder Abwanderung in eine Kommune, die Entwicklung der Kinderarmutsgefährdungsquote, Segregationsprozesse und weitere Faktoren nehmen Einfluss darauf, wie sich die Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen entwickelt.

 

Die Einwohner*innenzahl im Saarland ist in der Bilanz von 2011 bis 2022 gesunken

Die Einwohner*innenzahl im Saarland ist von 997.855 im Jahr 2011 auf 992.666 Einwohner*innen im Jahr 2022 gesunken. Dies entspricht einem Bevölkerungsrückgang um 5.189 Personen (minus 0,5 %). Dabei gab es seit 2011 auch zwischenzeitliche Bevölkerungszuwächse. Das Bevölkerungsmaximum zeigt sich im Jahr 2012 mit 1.009.506 Einwohner*innen. Im Vorjahresvergleich ist die Bevölkerungszahl im Saarland von 2021 auf 2022 um 10.318 Personen (plus 1,1 %) gestiegen. Die Geburtenrate liegt im Jahr 2022 bei 8,0 lebend Geborenen pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Im Jahr 2022 weisen alle sechs Jugendamtsbezirke im Saarland einen positiven Bevölkerungssaldo auf.

 

 

Rückgang der Gesamtzahl junger Menschen unter 21 Jahren bei gleichzeitigem Zuwachs der unter 9-Jährigen zwischen 2011 und 2022

Im Zeitraum von 2011 bis 2022 ist die Zahl der jungen Menschen unter 21 Jahren landesweit im Saarland um 1,0 % gesunken. Bis auf zwei Jugendamtsbezirke (plus 0,3 % bzw. plus 4,1 %) haben alle anderen saarländischen Jugendamtsbezirke einen Rückgang der unter 21-Jährigen zu verzeichnen (zwischen minus 1,8 % und minus 9,2 %). Werden die unter 21-Jährigen differenziert nach Altersgruppen betrachtet, so fällt auf, dass sich hier teils erhebliche unterschiedliche Entwicklungen zeigen. Die jüngsten Kinder unter 3 Jahren weisen im Zeitraum von 2011 bis 2022 saarlandweit einen deutlichen Zuwachs von 18,9 % auf. Zuwächse sind dabei in allen sechs Jugendamtsbezirken im Saarland zu beobachten. Der größte Anstieg liegt im betrachteten Zeitraum mit plus 20,2 % bei den 3- bis unter 6-Jährigen vor. Die Altersgruppe der jungen Menschen im Alter von 6 bis unter 9 Jahren verzeichnet im gesamten Saarland einen Zuwachs um 15,1 %. Hingegen zeigen sich bei den Altersgruppen der 9- bis unter 21-Jährigen im Vergleich der Jahre 2011 und 2021 saarlandweit ausschließlich Rückgänge in der Einwohner*innenzahl. Die größte Abnahme ist mit rund einem Fünftel für die 18- bis unter 21-Jährigen zu berichten, wohingegen die Anzahl der 9- bis unter 12-Jährigen nur um 0,3 % gesunken ist.

 

 

Arbeitslosigkeit 15- bis unter 25-Jähriger ist im Jahr 2023 im Saarland leicht gestiegen

Der Anteil junger Arbeitsloser im Saarland bewegt sich im Jahr 2023 annähernd auf dem Niveau des Jahres 2011 (minus 1,4 %). Von 1.000 jungen Menschen zwischen 15 bis unter 25 Jahren waren im Jahr 2023 saarlandweit rund 27 Personen arbeitslos gemeldet. Im Jahr 2013 zeigt sich die höchste Anzahl an jungen Arbeitslosen pro 1.000 junger Menschen in dieser Altersgruppe mit einem Eckwert von 35,9. Anschließend sank dieser bis zu einem Minimum von 26,8 im Jahr 2018. Im durch die COVID-19-Pandemie geprägten Jahr 2020 liegt der Eckwert junge Arbeitslose bei rund 35 und ist damit im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen (plus 22,2 %). Anschließend ist die bevölkerungsrelativierte Anzahl junger Arbeitsloser in den Jahren 2021 und 2022 wieder deutlich bis auf 24 junge Arbeitslose pro 1.000 15- bis unter 25-Jährige gesunken, was den niedrigsten Eckwert seit 2011 darstellt. Im Jahr 2023 setzt sich dieser Rückgang nicht weiter fort. Der Eckwert junge Arbeitslose ist auf rund 27 gestiegen, was im Vorjahresvergleich 2022/23 einem Anstieg um 13,1 % entspricht. Der soeben beschriebene Eckwert der jungen Arbeitslosen zwischen 15 bis und unter 25 Jahren fällt innerhalb der einzelnen Jugendamtsbezirke teils sehr unterschiedlich aus. Die Spannbreite der Eckwerte reicht im Jahr 2023 von rund 10 in einem Bezirk bis hin zu rund 43 in einem anderen Jugendamtsbezirk.

 

 

Alle Kommunen sind von Kinderarmut betroffen, wenn auch unterschiedlich stark

Kinderarmut ist ein Phänomen, das jede Kommune im Saarland betrifft und manche in besonderem Maße. Langfristig zeigt sich im Saarland von 2011 auf 2023 in der Bilanz ein Anstieg des Anteils unter 15-Jähriger im Sozialgeldbezug (plus 8,0 %). Der Höchststand ist für das Jahr 2017 mit rund einem Fünftel von Kinderarmut betroffener unter 15-Jähriger zu berichten. Der Anteil der unter 15-Jährigen, welcher Sozialgelder erhält, ist im Saarland von 2022 auf 2023 um 1,8 % leicht angestiegen. Somit erhielten im Jahr 2023 rund 177 von 1.000 unter 15-Jährige diese Sozialleistung. Auffallend ist auch hier die deutliche Spannbreite: Der höchste Eckwert im Saarland liegt bei rund 257, der niedrigste hingegen bei rund 108 von 1.000 jungen Menschen unter 15 Jahren, die Sozialgeld gem. SGB II beziehen. In den saarländischen Landkreisen (ohne Regionalverband Saarbrücken) liegt der Eckwert im Jahr 2023 bei rund 136 und damit unter dem landesweiten Eckwert des Sozialgeld-Bezuges unter 15-Jähriger im Saarland.